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Werkstatt Eschwege / REGIONALES / LANDSCHAFTSPFLEGEARBEITEN/HISTORIE

Landschaftspflegearbeiten der Naturschutzgruppe über die Jahre...

  • 1988- 1989

    1988-89: Alles begann im Sommer 1988 nachdem die Stadt Eschwege der Werkstatt für junge Menschen den damaligen Wildpark am Forsthaus Schlierbach zur Umgestaltung überließ.
    Die Aufgabe, daraus ein sinnvolles Projekt zur Beschäftigung und Qualifizierung von langzeitarbeitslosen jungen Menschen zu machen wurde an ein neu gebildetes Team, bestehend aus einem Sozialpädagogen und einem Agraringenieur übertragen.
    Schnell war der Entschluss gefasst, das in einem von Wäldern umgebenen Wiesentälchen gelegene Gelände zu einem Naturlehrgebiet umzugestalten. Gezeigt werden sollte, wie prägend sich einzelne ökologische Faktoren auf die Entwicklung eines Standortes auswirken. So wurden die vorhandenen Fließgewässer so gestaltet, das eine vergleichende Betrachtung möglich war. Feucht- und Magerwiesen wurden in vergleichbare Segmente unterteilt und unterschiedlich behandelt, gemäht oder der Sukzession überlassen. Zur Beobachtung der Entwicklung der Schlagflora wurden kleine Waldflächen gerodet der Rohhumus durch Abplaggen entfernt und abgetragen, so dass nur noch der Mineralboden anstand. Dieser wurde dann auf Vergleichsflächen aufgetragen. In den folgenden Jahren konnte dann die sehr unterschiedliche Entwicklung der Vegetation beobachtet werden.
    Die Errichtung des Naturlehrgebietes dauerte zwei Jahre. Die Vermittlung der Inhalte wurde dann von einem Biologen übernommen, der Schulklassen und Gruppen durch das Naturlehrgebiet führte.
    Schon im Laufe des ersten Jahres zeichnete sich ab, dass es auch durchaus einen Bedarf an Biotopflegearbeiten außerhalb des Naturlehrgebietes gab. Besonders Forstämter und Naturschutzbehörden hatten Interesse an Dienstleistungen in diesem Bereich.
    So beschlossen Verein und Team, aus einem Projekt einen dauerhaften Arbeitsbereich zu machen.
    Zwei Säulen trugen diese Idee bis in die Gegenwart –
    •    Der Weg aus der Sackgasse Langzeitarbeitslosigkeit führt nur über ehrliche, notwendige, wichtige und wertgeschätzte Arbeit. Alle Versuche, Menschen mit sinnloser Beschäftigung zur Arbeit zu motivieren, scheitern.
    •    Arbeiten im Natur- und Artenschutz bringen alle Voraussetzung zur sinnvollen Beschäftigung mit, da in unserer Kulturlandschaft der Bedarf permanent und im großen Umfang gegeben ist.

     

    So startete im Sommer 1990 der Arbeitsbereich FUN (Forst-, Umwelt-, Naturschutz …… oder engl. Freude).

  • 1990 - 1999

    Der Arbeitsbereich FUN (Forst-, Umwelt-, Naturschutz …… oder engl. Freude) nahm im Sommer 1990 die Arbeit auf.
    Es wurden feste Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose eingerichtet, Maschinen, Werkzeuge und Geräte angeschafft, der Fuhrpark erweitert und für alles ein neuer, bedarfsgerechter Standort gefunden, in der Lessingstraße 1 in Eschwege, wo der Arbeitsbereich dann bis September 2018 ansässig war.
    Der Zuspruch von alle Seiten war so groß, dass es lange Wartelisten für MaßnahmenteilnehmerInnen gab und auch die Nachfrage von Seiten der Forstämter, Waldbesitzer und Naturschutzbehörden nur mit Mühe gedeckt werden konnte. So wuchsen die TeilnehmerInnenzahlen und das Angebot in Natur- und Forstschutz immer weiter. Zwei große, gemischte Arbeitsgruppen, angeleitet durch kompetente Vorarbeiter, pflegten mit Freischneidern, Motorsägen, Rechen und Gabeln mittels motormanueller Arbeitsverfahren wertvolle Lebensräume wie Halbtrockenrasen, Streuobstwiesen, Feuchtwiesen und Heiden. Auf gleiche Weise wurden brach gefallene Lebensräume entbuscht und wiederhergestellt. Das Angebot erstreckte sich darüber hinaus auf alle Bereiche des Natur- und Artenschutzes. Vom Bau von Brutflößen für Wasservögel über die Anlage und Pflege von Baumalleen und Streuobstwiesen, die Einzäunung von Extensivweiden bis zur Neophytenbekämpfung oder der Pflege und Beschilderung von Naturschutzgebieten wurden alle Arbeiten unter fachlicher Begleitung von TeilnehmerInnen unserer Maßnahmen durchgeführt.
    Parallel dazu entwickelte sich der Bereich Forstschutz weiter. Es wurden Hordengatter aus regionalem Holz gebaut, Brennholz produziert, getrocknet und vermarktet, Borkenkäfer wurden bekämpft, Waldränder wurden gestaltet und auch Durchforstungen und Kulturpflegearbeiten wurden durchgeführt.
    Aus dem Engagement für den Forstschutz heraus entwickelten sich dann noch zwei weitere Arbeitsbereiche:


    •  Die Ausbildung zum Forstwirt: Bis zu neun Forstwirte wurden gleichzeitig ausgebildet. Damit war die Einrichtung der größte nichtstaatliche Ausbilder für Forstwirte in Hessen. Auch dieser Arbeitsbereich führte im Rahmen der

    Ausbildung  viele Arbeiten in der Landschaftspflege durch. So wurden seltene Baumarten freigestellt und brach gefallene Flächen entbuscht oder entwaldet.  



    •  Der Zugpferdeeinsatz: Die Möglichkeit der schonenden Durchführung von Holzrückarbeiten, aber auch die Vorteile beim Einsatz von tierischer Zugkraft bei der Durchführung der Borkenkäferbekämpfung und Entbuschungsarbeitenführte Anfang der 90er Jahre zur Anschaffung von zunächst 2 Zugpferden. Später wuchs die Zahl auf 7 Tiere an (2 Rheinisch Deutsche Kaltblüter, 2 Ardenner Kaltblüter, 2 Alte Oldenburger Schwere Warmblüter, 1 Haflinger). Mitte der 90er Jahre wurden so mittels Pferdekraft bis zu 8.000 Festmeter Holz jährlich gerückt (das entspricht ca. 50.000 Stämmen), auf großer Fläche Borkenkäfer bekämpft und viele Entbuschungen durchgeführt. Die Arbeitsgruppe war in drei Schichten, 6 bis 7 Tage in der Woche tätig.

     
     
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    2000 - 2010

    Nachdem zu Beginn der ersten Dekade zuerst der Zugpferdebereich aufgegeben werden musste, wurde auch bald darauf die Ausbildung in der Forstwirtschaft aufgegeben. Ursache war in beiden Fällen die Gründung des Landesbetriebs Hessen-Forst, wobei die Freisetzung der eigenen Waldarbeiter die beruflichen Perspektiven unserer Auszubildenden dramatisch verschlechterten, als auch die neue Ausschreibungspraxis, wonach Holzrückarbeiten überregional ausgeschrieben wurden (was den Einsatz von Holzrückpferden praktisch fast unmöglich macht). Beide Arbeitsbereiche konnten unter diesen Bedingungen nicht wirtschaftlich weiterbetrieben werden.

    „Überlebt“ bis zum heutigen Tag haben die Arbeitsgruppen im Bereich Natur- und Artenschutz. Nach wie vor sind ein bis zwei Arbeitsgruppen im Einsatz. Diese erledigen alle Arbeiten, die manuell oder motormanuell durchführbar sind.

    Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist eine Arbeit, die Mitte der zweiten Dekade durchgeführt wurde: An einer unterirdischen Ferngasleitung war ein dringend reparaturbedürftiger Schaden aufgetreten, ausgerechnet unter einem zu schützenden Borstgrasrasen. Um die Reparatur zur ermöglichen, bauten wir 300 m² Borstgrasrasen aus, lagerten diesen an geeigneter Stelle zwischen, pflegten ihn über mehrere Wochen und bauten ihn nach Beendigung der Reparaturarbeiten wieder ein, erfolgreich.

     
     
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    Aktuell

    Wir sind uns treu geblieben: Nach wie vor erledigen wir im Umkreis von bis zu ca. 50 km alle Arbeiten im Natur- und Artenschutz, die manuell oder motormanuell zu bewältigen sind. Auch werden die Arbeiten nach wie vor von TeilnehmerInnen verschiedener Programme zur Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit unter kompetenter Fachanleitung durchgeführt.

    Auch inhaltlich hat sich wenig geändert: Mahd von Stockausschlägen, Entbuschungen, Pflege von Streuobst- und Feuchtwiesen …… etc.

    Auch der Bau und das Aufstellen von Hordengattern wird von den Arbeitsgruppen nach wie vor durchgeführt.

    Gewachsen sind unsere Aktivitäten bei der manuellen Bekämpfung von Neophyten, insbesondere bei der Bekämpfung des Riesen-Bärenklau. Die ersten Flächen sind nun nach mehrjähriger Bearbeitung von dieser invasiven Art befreit.

    Neu ist unser Engagement in Bezug auf die Verwertung holziger Biomasse. Über viele Jahre hinweg haben wir anfallendes Brennholz verwertet, oft zu Selbstkosten oder kostenlos einer Verwertung zugeführt. Aus wirtschaftlichen Gründen war dies aber sehr häufig nicht möglich. So wurde der anfallende Gehölzschnitt zu einem großen Teil nicht energetisch verwertet. Kostengünstiger war es, diesen vor Ort zu verbrennen.  Das Phänomen der Globalen Erwärmung und der allgemeine Wunsch nach einer nachhaltigen, ökologisch-klimatisch unproblematischen Energieversorgung lenken nun aber wieder den Blick auf regional anfallende Energieträger. Seit September 2018 führen wir im Auftrag des Werra-Meißner-Kreises eine Analyse zur Erfassung der durch die Landschaftspflege anfallenden und energetisch verwertbaren Potenziale durch. Dazu werden die entsprechenden Flächen systematisch erfasst und in Bezug auf konfliktfreie und wirtschaftliche Nutzbarkeit untersucht.